Geschichte VOM Bootshafen Hostatt Kehrsiten

 

Geschichte Bootshafen Hostatt Kehrsiten s 1966 – 2016

 

Der Sängerausflug der Quartettvereinigung Frohsinn Luzern führte im Sommer 1966 mit einem Exkursionsschiff nach Kehrsiten am Bürgenstock und unseren Grossvater Otto Dormann, wie er berichtete, „mit sechzig Jahren zum ersten Mal ans andere Ufer“.  Nach dem währschaften Mittagstisch bei Josy und Sepp in der Pension Mathis zog es die froh gesinnte Sängerschar an die Gestade des Vierwaldstättersees in die private Badeanlage ihrer Gastgeber. Es muss ein Prachtstag gewesen sein, und unser Grossvater war hingerissen von diesem wunderbaren Flecken Erde. Beseelt von der Vision, genau an dieser Örtlichkeit für seine Grosskinder einen Blätz Land am See zu erwerben, ging der stolze Metzgermeister und Viehhändler am nächsten Werktag auf den Landwirten Sepp Mathis zu. Dieser schien dem Landverkauf nicht abgeneigt, und mit der Zustimmung seiner ebenfalls ledigen und kinderlosen Schwester Josy Mathis kam der verheissungsvolle Handel nach alter Väters Sitte zu Stande – per Handschlag und mit einer Anzahlung von fünf Franken in bar. Der „kleine Blätz“ westlich des Bootshauses umfasste mit über 2000 m2 nebst dem begehrten Seeanstoss den ganzen unteren Hang bis zur Strasse. „Was für ein Geschenk!“

 

Als die Geschwister Sepp und Josy Mathis ein Jahr später leiser treten und ihre Pension samt Landwirtschaftsbetrieb unseren Grosseltern Mimi und Otto Dormann zum Kauf anboten, konnte das treubesorgte Ehepaar nicht widerstehen und erwarb 1967 nebst dem „Mathisli“ eine Viehwirtschaft, eine Scheune, Wald bis zum Bürgenstock, eine Flurstrasse und den „Hongsack“. Sepp und Josy liessen auf dem Nachbargrundstück ihr Höckli „Alpenruh“ erstellen. Sie blieben zeitlebens mit unserer Familie in Freundschaft verbunden.

Bild: Mimi und Otto Dormann-Amrein

 

Auf Begehren unserer Grosseltern übernahm unser Vater Hermann Suter-Dormann nebst der Geschäftsleitung der Metzgerei Otto Dormann Luzern die Verwaltung der Liegenschaft in Kehrsiten. Das drei Hektaren grosse Anwesen umfasste nebst einer eigenen Trinkwasserquelle einen Campingplatz, ein Bootshaus und zwei hölzerne Anlegestege, die vom Ufer rechtwinklig in den See ragten.

 

     
Kehrsiten war zu jener Zeit für Auswärtige ausschliesslich auf dem Seeweg erreichbar, und so kauften unsere Eltern im Sommer 1967 ein kleines Motorboot, benannt nach unserer Grossmutter „Mimi I“. Fortan verbrachte unsere Familie die Sonn
tage von Mai bis September in unserem Refugium fernab von Lärm und Hektik und ohne jegliches Telefon. Unser „Chersite“ ward gleichsam Oase der Erholung und Hochburg der Geselligkeit. Für uns Städterkinder („vier Brüedere ond jede hed e Schwöschter!“) war es das Paradies. 

 

Unter den Fittichen von Paul und Rosina Rickenbacher (zwei eingefleischte Zeltler und hartgesottene Wassersportler, die zum Urgestein der Szenerie gehörten und Dank unerschöpflicher Hilfsbereitschaft und Omnipräsenz rundum zum Rechten schauten) frönten wir im Sommer wochenlang dem „Umezigüünere“. Wenn unsere Schulgspähnli von ihren Ferien am Meer erzählten, berichteten wir von den phantastischen Zeltgelagen, von unseren Schiffsabenteuern und dem Vagabundenleben an der „Costa Chera“. Wir waren Meister im Fischen und schraken nicht zurück vor ellenlangen Würmern, Blindschleichen, schleimigen Schnecken, kurligen Kröten, Heugümpern, Glühwürmchen und aller Gattung Käfer und Spinnen.

 

Unter der Regie unseres Vaters entwickelte sich die Pension Mathis zum Ganzjahresbetrieb Restaurant Mathisli, einem beliebten Ausflugsziel für Fussgänger und Böötler. Die zwei morschen Bootsanlegestege, die bei hohem Pegelstand regelmässig überflutet und unbegehbar waren, wurden in den 70-er-Jahren durch einen schwimmenden Bootssteg ersetzt. Dieser einst sturmsichere Aluminium-Steg hielt den von Jahr zu Jahr wilderen Wetterkapriolen bis 1995 wacker stand, bis er schliesslich dem Föhn und Westwind nach zahlreichen kostspieligen Reparaturen endgültig zum Opfer fiel. Der ausgediente schwimmende Bootssteg wurde teilweise zurückgebaut und im Jahr 1996 erneuert und durch eine feste Naturstein- und Betonmole gesichert. 1997 wurde der neue Bootshafen Hostatt feierlich eingeweiht. Unser Vater Hermann Suter Senior feierte gleichzeitig den 69. Geburtstag. 

 

Der Bootshafen Hostatt umfasst 48 technisch gut ausgerüstete Plätze für Motorboote und Segelschiffe. Ein Teil davon ist öffentlich und dient der Teilerschliessung von Kehrsiten. Gäste, Mieterinnen und Mieter geniessen die ruhige, autofreie Lage, die Nähe zur Natur und das prickelnde Gefühl von Abgeschiedenheit. Sie schätzen die familiäre, unkonventionelle Atmosphäre an einem der faszinierendsten und abwechslungsreichsten Gewässer. Selbst eingefuchste Seebären wagen zu behaupten, die Sonnenuntergänge von „Costa Chera“ seien die wundervollsten.

 

Im Laufe der Zeit veräusserte unser Vater grosse Teile des Grundstücks, das „Mathisli“ und den Wald. Die Scheune, das Grundstück unterhalb der Scheune, die Campingplätze, das Bootshaus und den Bootshafen Hostatt hat er am 6. März 2007 – kurz vor seinem Ableben - auf seine Söhne überschrieben. Während 10 Jahren wurde der Hafen von den Brüdern gemeinsam geführt.

Der heutige Eigentümer Thomas Suter ist stolz auf die 50-jährige Geschichte dieses einzigartigen, legendären Familienbesitzes.

Unseren zukunftsfreudigen Eltern, den visionären Grosseltern und dem „Frohsinn“ sei Dank!

Aus der Erinnerung von Dora Baumann-Suter, 6048 Horw